Montag, 4. März 2013

Auf der Suche nach Günther Jauchs Seegrundstück!





"Aber "die Spanier" ist hier oft auch ein Synonym für bärtige oder Leggins tragende Neuberliner aus aller Welt, die Cafés und Clubs oder bei Wohnungsbesichtigungen häufig in der Überzahl sind."


Zu Allererst: Mir qualmen die Füße! Das ist der blanke Wahnsinn, nicht auszuhalten, dass ein Mensch dafür ausgerichtet ist mehr als 10 (!!!!) Kilometer am Tag (!!!!!!) zurückzulegen! Das ist doch glatt gelogen! Ich jedenfalls nicht.

Ich war bis Freitag eigentlich der festen Überzeugung - und durch meine einwöchige Afterklausurenentspannungsepisode - ich sei bloß für den Weg zum Auto, zur Bahn oder zum Kühlschrank ausgelegt.

Potsdam, 01.03.2013. Ich freue mich, wie ein Panda auf seinen Bambus, als die Mitfahrgelegenheit nach einem "Ehm ja, ich würde gerne in ihrem Auto sitzen bis wir in Potsdam sind" Telefonat mit einer Mittfünzigerin mit schriller Stimme sicher gebucht ist. 

Der Knaller, endlich wieder bei meinem "guten Ich" in Potze rumhängen! Rumhängen! Nein! Touristenprogramm vom Feinsten! Sichtachsen vom Schloss zum Schloss zum Schloss zum Schloss, minderwertige Informationen zu Einsteins Verbleib in dieser Etepetete Stadt im Wiener Kaffeehausstil!

Es ist Samstagmorgen, Sternzeit 0700 und ich bin hellwach, ein echter Goldfinger, von der Sonne geweckt! Zigarette und Kaffee - instant, versteht sich - Tagesplanung: Ausgiebig Frühstücken und dann die große Rennerei von A nach B nach Timbuktu mitten durch die Parks und quer durch die City! Das Leben ist schön!

Völlig vollgefressen von einer herzhaften, einer süßen, einer müslilastigen und einer krönenden Jogurt Runde am Frühstücksbuffet im "Alex" läuft es sich direkt besser! Mit qualmenden Socken kommen wir um fünf in der Wohnung an, um - ja was genau sollte eigentlich dieser Zwischenstop - direkt weiter zum örtlichen Rewe zu düsen und aus lauter Wahnsinn (der ja bekanntlich auf Übermüdung folgt) auf der gesamten Strecke bei jeglichem Gegenverkehr die Funktion von Fernlicht und Hupe zu überprüfen! Funktioniert besser, als unsere Hirne! Stiftung "Unverletzt beim Rewe ankommen" sagt: Sehr gut!

Überraschenderweise stellte sich die Verkäuferin als ein Mensch der Kategorie "Ich mache meinen Job aus Leidenschaft" heraus - Was für diesen Rewe eine echte Steigerung zu unserer Bedienung Silvester war. Der Kerl wollte doch allen ernstes nicht nur meinen Ausweis, sondern auch den meiner 5 Jahre älteren Schwester sehen. Im Ernst glaub mir, Alter, du willst keinen Stress mit mir, hat auch nicht gezogen. "In den Rewegesetzen steht verankert, dass alle Beteiligten des Einkaufs verpflichtet sind sich auszuweisen" Na Heidewitzka! - aber weiter im Takt (Wir leben ja schließlich nicht in der Vergangenheit und der arme Kerl musste Silvester arbeiten): Nachdem das Thema Einkaufen auch abgehakt werden konnte, musste der Abend sorgfältig vorbereitet werden. Empfangsdame Hugo begrüßte und mit König Artur im Arm schon im Eingangsbereich der 20qm-Einzimmerwohnung. Glücklicherweise handelte es sich bei diesem Artur um ein Exemplar der Gattung guter, billiger Rotwein mit Schraubverschluss. Das erleichtert so einiges, wenn man keinen Korkenzieher besitzt.

Berlin abreißen. Um 0300 sind wir in einer alten Fabrik, die mit wenig Bemühungen zu einer Diskothek umgemodelt wurde. Heute stehen die 90er auf dem Programm und die Girls mit der Assipalme und den Jeansjacken mitten drin. Von 10 Reisenden ab Potsdam Hauptbahnhof, sind wir die einzigen, die es bis in den Club geschafft haben - Die letzte verabschiedete sich in der Schlange vor dem Eingang mit den Worten "Ich muss nach Hause, ich muss um halb zehn einen Baum fällen".

Beim Rauchen lernen wir mit der "Hast du mal Feuer?" Masche die Zauberkünstler und hauptberuflichen Mentalisten Lasse und Ben kennen. Jetzt versteht auch meine bessere Hälfte weshalb ich ihr den ganzen Weg über "und wenn jemand fragt, wir haben KEIN Feuer dabei" eintrichterte. "Wir sind ja eher Fundamentalisten" entgegne ich auf die Frage mit wem die beiden es zutun hätten. Die Vorstellung der beiden haut uns vom Hocker. Lasse lässt eine Busfahrkarte von seiner Hand auf Rebeccas Kopf wandern und nimmt sie wieder runter und auch Ben kann einen Euro in seiner Faust verschwinden lassen! Lasse verschwinden ist nur einer von den drölfmilliarden kecken Witzen auf Kosten unseres skandinavischen Gefährten. Aber Trick 17 kommt erst noch: Ich strecke meinen Kopf in die Luft und Lasse legt mir die Hand auf die Stirn, er zieht mich nach hinten und fragt dann, ob ich die Kraft bemerkt hätte? Mein Kopf kribbelt, aber das ist wohl eher das Bier, als die Schwerkraft (an die ich übrigens auch schon vorher glaubte)! Aber anerkennend verleihe ich den beiden das leuchtende Band, welches die heilige Susi (Oder auch die rote Nutte, wie sie sich auch gern vorstellt) mir am Eingang hat zukommen lassen. 



"Und in welchem Verhältnis steht ihr beiden zueinander?" "Wir sind Schwestern"
"Ah, ok, mehr so Schwestern im Geiste oder wirklich?""Wie meinst du das?"
"Na, habt ihr die gleichen Eltern?""Naja eher so wie Kommune, aber wir vermuten, dass wir nicht im gleichen Uterus hausten!"
"Sieht man aber auch, dass ihr Schwestern seid. Ihr habt die gleichen Brüste"
"Aber dann sind ja alle Frauen deren Schwestern"

Time to go.

Mental gestärkt tanzen wir bis in die frühen Morgenstunden und erreichen gegen 0830 die Wohnung. Das nächste, was ich mitbekomme ist der Wecker um 11. Sightseeing 2.0. "Ich wollte dir heute morgen noch sagen, dass wir jetzt schon über 24 Stunden wach sind!" Aber? "Du hast schon geschlafen".

Während ich nur 2 Sekunden von der Haustür bis in den Tiefschlaf brauchte, hat sich meine Aufpasserin die Mühe gemacht und in unseren doch sehr knapp bemessenen Zeitplan eine Beautyeinheit eingeschoben. Während sie sich die Reste ihrer Peel-Off Maske aus dem Gesicht puhlt, bin ich auf der Suche nach dem Menschen unter provisorischen Haarsprayaffro und Augenringen über die man stolpern könnte.

An Übermüdungswahnsinn nicht zu übertreffen, lassen wir uns fast überfahren. Meiner Schwester fällt vor Schreck die Zigarette aus der Hand und aus Reflex wird erstmal danach in die Luft getreten. Falafel ist keine Kampfsportart. Als wäre es nicht genug einfach nur betrunken und müde zu sein lechzen wir nur so nach unangenehmen Peinlichkeiten mit anschließendem Zusammenbruch unter Tränen und Lachen.

Langsam schleicht sich der Löwe an seine Beute. Sie steht jetzt fast im direkten Körperkontakt mit dem alten Mann, der sich vollkommen unbeirrt die Speisekarte des Brauhauses durchließt, als sie ihm "EIERKUCHEN" ins Ohr bölkt. Er springt zur Seite, sie geht in die Knie und fängt an zu heulen vor Lachen, den ganzen Tag ist dieser Vorfall nur der symbolhafteste Moment für das, was wir durchleben! Auf Bäume klettern. Günthers Grundstück suchen. Pommes nach dem Ausweis fragen, alles bloß Bruchstücke eines sehr verkorksten Sonntags.

Um 2200 fallen unsere Augen zu und der Akku ist am Nullpunkt. Was für ein Wochenende! Over and Out.