Dienstag, 30. September 2014

Mir ist heute Abenteuer passiert.

Wenn hier eins die letzten Wochen Tagesordnung war, dann die Tatsache dass jegliche Planungen meinerseits in die Tonne zu treten sind. In die Uni gehen - langweilig. Zur Post gehen - nein, nein, nein. Nach der Uni nach Hause fahren - oder von drei wildfremden Jungens in den Fotokeller entführt werden - ihr könnt mir glauben, ich war kurz davor meiner Mutter zu schreiben, dass ich von wildfremden Männern in eine Dunkelkammer verschleppt wurde.

Meine Pläne sind solide - Aufstehen, Duschen, Rausgehen, wobei Rausgehen meint in die Uni zu gehen, einkaufen, sowas, stinknormale Dinge - Doch irgendwie klappt das hier in den letzten Wochen ziemlich selten. Was nicht schlimm ist, wenn dir das Wünscherfüllungszentrum eine Pizza auf den Mittagstisch spielt, eine Club Mate und 26 Grad, eine spontane Yogaeinheit inklusive musikalischer Begleitung der Beatles, guten Kaffee und obendrein viele nette Menschen, die dich nicht wie den Fremdling behandeln, der du bist. Sondern dich mitnehmen und dir zeigen, wie man analoge Fotos entwickelt, die dir helfen den organisatorischen Quatsch zu erledigen damit du ganz schnell wieder Zeit für Blödsinn hast oder die dir beibringen wie man richtig im Kayak kentert. Meine Liste wilder Abenteuer war lang, als ich hier her kam. Abgehakt ist davon nur wenig. Aber die Abenteuer die hier momentan jeden Tag passieren kann kein Mensch auflisten, planen oder vorhersehen! Abenteuer wartet vor der Haustür auf dich, nimmt dich an die Hand und bringt dich auch sicher wieder nach Hause! Abenteuer passiert. 


 

Montag, 22. September 2014

Regenbogenbunt und perlig

Die Bäume strippen wieder und der Sommer ist vorbei. Scheiß Nacht, ich glaub, ich lass das mit dem Kiffen lieber sein. Das Wetter grau, Aspirintabletten retten mich! Der Wecker hört nicht auf und meine Zigaretten schmecken nicht. Wieder dieser miese Tag danach, dass Bier ist schal. Der schwarze Kater, ich bin müde und im Arsch. Taub und benommen. Rauchen auf dem Balkon, verdammt, ich glaub ich schreibe einen traurigen Song! 

Kackwetter mit K, Melancholie bei Regenbogen und in schönster Umgebung. 

Der Regen in Salzburg hat mich mit meiner großen Klappe glatt über's Ohr gehauen. Nicht mal das Shietwetter in Brem hat mich dazu gebracht einen Schirm zu kaufen. - Hör ich mich noch sagen. Da gehst du bei 27° durch die Sonne, die Nase perliger und sprossiger als irgendwann sonst im September und in 2 Millisekunden plätschern krokodilstränengroße Regentropfen auf die Welt, als gäb's kein Morgen mehr. Keine Chance, Salzburg hat mich in die Knie gezwungen. Das erste Mal in meinem Leben steht auf meiner Zutunliste ganz oben im Ranking ein Regenschirm. Zwischendurch denkst du der Regen hört nie wieder auf. Tagelang am Stück pläddert es nur vor sich hin. Ich sitze in meiner Wohnung und höre Kraftklub. Vance Joy. Schreibe. Male. Und irgendwie schleicht sich das Gefühl ein, dass irgendwas da oben grad alles daran setzt dass ich hier sitze und kreativ werde. 

Und irgendwann ist es wie England. Oder Brem. Oder sonste wo, wo's immer viel und lange regnet. Der Regen ist schön, wenn du aus dem Fenster schaust und einen Regenbogen siehst. Oder wenn die ganze Welt in perlenglitzerschönem Schleier immer noch bunt und leuchtend ist. Wenn von irgendwoher ein Berg aus Wäldern die Nase nach dem Regen streckt. Irgendwie so. 







Dienstag, 16. September 2014

Schönes Chaos

So unpassend wie meine Socken, auch die Kombination aus wie zauberhaft ist's denn bitte hier und ich will zu meiner Mutter.

Jeden Tag neue Menschen, Orte, Euphorie und der Leistungsdruck besser Englisch zu sprechen als Google Translate. Das macht müde. So viel wie ich hier im Moment wach bin, kann kein Mensch im Schlaf verarbeiten - Da bringt einen die ein oder andere Katastrophe schonmal ins Wanken; was mehr oder minder bedeutet, dass man heulend einen Wäschetrockner anschreit und an der eigenen Fähigkeit ein deutsches Waschmaschineninterface lesen zu können zweifeln lässt. So passiert. Von meiner neuen Flasche Waschmittel ist in meinem ersten Krimi Debbie wäscht bloß 1/3 drauf gegangen - wenn ich jetzt in den nächsten 3 Waschgängen einfach kein Waschmittel benutze liege ich also wieder voll im Schnitt. Hätte also schlimmer kommen können. Ist ja auch keine großartige Neuigkeit, dass ich meine Aussetzer hab in denen Idiotendinge zur Tagesordnung gezählt werden!

Kleine Auswahl schöner Dinge, die ich neulich mal hier fand. Auf einer Skala von 1 bis schön, sitze ich also bei Backfisch und Pfannkuchen hier und schau mir den Sonnenuntergang an - das macht vieles wieder gut!








Mittwoch, 10. September 2014

Nach dem ersten Bier geht's bergab

Vielleicht ist es ein Fluch der mir auferlegt wurde, weil ich früher nie mein Zeug beisammen hatte oder nie das gemacht hab, was man mir gesagt hat, aber ich schreibe jeden Tag an die  500 Zutunlisten, Dringendzutunlisten, Kaufdaseinlisten, …

Die nächste teure Investition sollte eigentlich ein neues Fahrradschloss werden. Sicher. Nicht mit einem Brotmesser knackbar. Irgendwie so. Wird dann aber wohl doch eher ein Fahrradsattelbehälter, in dem ich meinen Fahrradsattel mit mir rumschleppen kann und muss warten bis ich die 349880 Taler für eine Riesenwespenbeseitigungsmaschine zusammen hab.

Aber von Anfang an.

Eines schönen Montags dachte ich mir, ich könne ja nun endlich mal mein Fahrrad zum Einsatz kommen lassen und durch die Gegend jökeln - wieso eigentlich nicht zum Campus um die Ecke radeln? Kann ich dir sagen. Weil du über eine verlassene Fabrikbrücke musst, um auf die andere Seite des Wassers zu kommen, die dich mit einem höflich warnenden Schild "Betreten auf eigene Gefahr!" Untertitel "'nen Scheiß werden Brücken hier gewartet" nahezu dazu bringt umzudrehen. Weil dich bei 26° mit kurzen Klamotten die dicksten Moskitos der Welt zerstechen - über die du dir in Bremen keine Gedanken machst, weil sie nicht da sind. Moskitos ziehen scheinbar in den Süden - und weil dir, wenn du dein Fahrrad im Flur des Wohnheims abstellst der Fahrradsattel geklaut wird - inklusive dem herrlichsten ersten Strafzettel, den ich je an einem Vehikel baumeln hatte. Ein laminierter DinA4 Zettel, der mit Draht an mein sattelloses Fahrrad gepinnt ist läutet ein, was der Hausmeister mir danach nochmal ausgiebigst predigt: "Entwenden Sie das Hindernis. Sonst kündigen wir ihren Mietvertrag!" - Ja aha mal wieder. Den Übeltäter auf frischer Tat ertappt steht eine kleine, heulende Debbie - in diesem Moment eher Chantal - vor diesem alten Hausmeister in Radlerhosn und kreischt nur verzweifelt "Orr voll scheiße, tschuldigung, ich mach das auch nie wieder!" - "Sagmal fehlt dir was?!" - "JA. MEIN FAHRRADSATTEL!" - "Ja du musst ja auch aus deinen Fehlern lernen!" - mein erster Versuch mit einem Österreicher zu zanken "Ja sagmal bist du deppert, der Sattel war nun kein Hindernis!" Ich hätte eventuell noch ein …,yo hinzufügen können, um dem ganzen mehr Nachdruck zu verleihen, aber so schlagfertig war das illegal parkende Mädchen dann doch nicht mehr. 

Zurückgeradelt und müde hat es dann aber doch noch für einen Auftritt à la "Debbies erster Schultag" gereicht, mein Zimmer tutto kompletti zu verwüsten, meine Klamotten von einer Seite zur anderen zu schleudern und passende Socken für den ersten Tag in der Uni rauszulegen. Auf einer Skala von 1 bis zusammenpassende Socken hatten sie zumindest die gleiche Farbe. Nicht meine besten Socken - Man hat sie eh nicht gesehen. Aber mir war das wichtig. 

Meinen ersten Wecker stellte ich auf 7.00 Uhr. Und kennt ihr diese Menschen, die einem sagen "Ja, also ich bin ja grundsätzlich vor meinem Wecker wach." - Manchmal gehöre ich auch dazu. Aus Aufregungsgründen - Aber dieses Mal war da diese unglaublich große Wespe in meiner Lampe, die um 6.00 aufgestanden ist und 'nen Scheiß auf meine fehlende Stunde Schlaf gegeben hat. Ich kann nicht mit Insekten. Das hab ich an die 3849238 Mal bewiesen. Aber bislang war ich auch noch nie einer solchen Gefahr komplett allein ausgesetzt. Und dann findest du dich auf einmal in deiner 2qm großen Küche wieder, in einem Schafspelz, wie du darüber nachdenkst, ob du die Wespe jetzt mit heißer Luft oder kalter Luft aus dem Fenster pusten sollst. Ich hoffe es hat niemand gesehen. Aber immerhin kann ich auch allein auf eine große Karriere als Ghostbuster im Schafspelz hoffen.

Reicht erstmal.

/ Weitere kleine Auswahl von schönen Bildern von fremden Orten, die ich freiwillig oder auch unfreiwillig aber in jedem Fall gern besucht hab









Montag, 8. September 2014

Blödsinnskleinigkeit

Da geht man durch diese fremde Stadt mit all den Blödsinnskleinigkeiten, die man halt so macht, wenn man durch eine Stadt läuft - Liebste Blödsinnskleinigkeit: Viel zu viel Geld für Kaffee zum Mitnehmen ausgeben und so lange mit sich rumschleppen bis er kalt ist - geht ja auch mehr um die street credibility, die ein Coffee to go ganz lässig mit sich bringt, als darum tatsächlich Kaffee zu trinken -  und merkt, dass man sich eigentlich in jede Stadt der Welt verlieben kann. Ich hab mich in Salzburg verliebt, so wie ich mich in Brem verliebt hab. Wie ich mein Zuhause mag. Wie ich Dänemark und Riga mochte. Einfach weil der Kaffee in meiner Hand, meine Sicht der Dinge und das Rumsitzen am Wasser einen guten Angekommen-dageblieben-nie-wieder-vergessen-moment ausmachen :)

Kleine Auswahl schöner Bilder meiner ersten Tage hier.






No Gaudi, just Kasatschok

Man sollte tatsächlich meinen, dass mich als "daitsches Madl" hier in Österreich wenig erschüttert. Weit gefehlt, wenn man bedenkt dass Menschen dafür bezahlt werden dir an der Kasse ein "Sackerl" dazu anzubieten oder dir mit zuversichtlicher Miene verkünden "Des mitta Miete is eh imma so'n Sach, des is pfui v'rworren!" 


Aus Gründen der Rückintegration nach Bremen und umzu, ist jedenfalls die Tradition entstanden gegen akutes Heimweh bezüglich der Sprache eine Runde Tatort zu lunzen :) 

Anfangs noch etwas verwirrt, könnte dieser schnuckelige Gastgarten einer meiner Lieblingsplätze werden. Zumindest wird dort geschwiegen! Gaudiverbot also.

Ein weiteres Exemplar der Gattung Kulturschock ist diese nette Aufforderung den Kasatschok hinter verschlossenen Türen zu vollstrecken. Oder so. Wer also lieber privat ist um in der Hocke zu tanzen, sollte sich in Salzburg am Hbf einmal umschauen! 

Aber ich will mich nicht beschweren, all diese "neuen Dinge" sind ja schließlich überwindbare Hindernisse. Oder auch einfach zu vermeiden :) 

Es gibt jedenfalls auch schöne, kleine Aufmerksamkeiten für den 0 8 15 Tourist ums Eck - ich hab für jeden von euch schon mindestens eine Buddel G'söff im Koffer! Weihnachten haut uns der Almdudler dann aus dem Leben, der Lausbub! 





Dienstag, 2. September 2014

Wo ist eigentlich mein Duschzeug?

Das Badezimmer meiner neuen Wohnung ist der wohl einzige Punkt auf der Kontraseite meiner Leben in Salzburg ist schön Liste. Eine Raumkapsel ohne Ecken, alles abgerundete, knallorange Plastikummantelung mit einem Hauch von Raumschiff aus den 80ern Charme. 

Der Blick auf Berge und eine kleine Alm direkt aus meinem Schlafzimmerfenster sollte das allerdings wieder gut machen. Ich bin verliebt. Rundum. Was für eine tolle Stadt, was für tolle Menschen und was für eine tolle Gegebenheit, dass ich mich direkt als Deutsche geortet hab, weil ich zum Rauchen vor die Tür gegangen bin! 

Mit der Verständigung zwischen Ureinwohnern und kleinen Newbie Debbies, die mit Pünktchenfahrrad und Gummistiefeln um die Häuser radelt, hapert es hier und da noch, aber wie der nette Nachbar sagt "Des passt scho!" 

Auf der Checkliste des Einfindens, konnte ich nach kleiner Anlaufschwierigkeit zumindest illegal ein Bisschen Internet beziehen, um rauszufinden wo ich ein Busticket und eine SIM Karte her bekomme. Beides besitze ich nun! Zwischen "Wir fahren dann heute Abend um neun los!" und "Ach du Schande, hast du das Bad gesehen?" liegen jetzt zwei Tage und jede Menge Aufregung. 

Ich bin froh, dass ich daheim genug Debbiekram eingepackt hab, als dass die Bude schon wieder im bunten Chaos untergeht, mein Fahrrad neben dem Bett grad mehr als Kleiderschrank dient und meine wunderbare beste Freundin mich mit genug Literatur über die Gegend, einem Schafanzug und einem dicken Überseekoffer, der mit Österreichstuff gefüllt werden will ausgestattet hat. 

Meine Eltern hab ich dann nach einem 5.00 Uhr morgens Mecces Frühstück und einer Nacht auf dem Gabor Parkplatz in Raublingen, nach Umzugschaos und einer betrunkenen Schafdebbie, die noch unbedingt um drei Uhr Nachts die letzte Kiste auspacken will, heute morgen wieder in ihr Erwachsenenleben entlassen! Nun bin ich alleine in Salzburg und warte gespannt wer in das andere Zimmer der Luxusbude einzieht und sich mit mir über den Abschiedseinkauf meiner Eltern hermacht. 

Meine Mutter war der Meinung Ziegenkäse mit Gesicht und ein großes Glas Nutella im Dirndlprint seien unabdingbar und quasi Lebensüberwichtig! Auf der Zutunliste stehen noch hunderttausend Dinge, um die ich mich jetzt wohl mal besser kümmere. "An Überarbeitung sind Erasmusstudenten hier noch nicht hops gegangen!" wurde mir bei der Schlüsselübergabe ans Herz gelegt, aber ein Bisschen Stadterkundung mit neuem Stadtplan und viel, viel Unwissenheit klingt nach gutem Stress


Österreichschwanger

Weil die Übelkeit am Morgen, die Sorgen ums Geld und die Aufregung vor dem großen Unbekannten von dem Gefühl abgelöst werden, dass man es liebt, wenn es da ist. 


  
Tschüss dann, Brüni. Tschüss dann, Auto. Reicht dann aber auch wieder.
Die Kisten sind gepackt und solangsam kann es dann auch losgehen. Das fühlt sich an wie vor einer großen Prüfung, man packt und packt und denkt daran tausend Dinge brauchen zu können, die man in zwei Jahren alleine wohnen in Bremen nicht gebraucht hat. Dann sagt man sich permanent, dass man alles auch da dann kaufen kann. Und dann irgendwann soll es einfach nur noch losgehen, damit man's nicht mehr ändern kann! 

Dinge anmalen ist das neue "ich lerne nicht, ich muss noch putzen!" - macht auch mehr Spaß. Zwei Bilder und eine Kiste voll Debbiekramgedöns ist das Limit. Ich darf ja immerhin schon mehr mitnehmen als die meisten! 

Hallo, Salzburg. Hallo, blaues Fahrrad. Ich freu mich auf dich.