Montag, 24. November 2014

Nur das Beste aus Budapeste.











Oh wie schön ist Budapest - fasst ganz gut zusammen wie es mir geht.

Ich hab Schmetterlinge im Bauch, rote Hamsterbacken vom kalten Wind im Osten und das dickste Grinsen seit damals, als ich Toy Story zum ersten Mal sah. Ich bin verliebt. Ohne Ende. Eine Mischung aus Ostblockcharme und moderner Zukunftsvision, irgendwie alt, aber doch neu. Alles so schön unperfekt.

Als ich am Mittwoch in den Hauptbahnhof stiefelte, in der Hoffnung ein Bahnunternehmen lüge mal nicht mit Supersonderspezialangeboten, wie "Für 19 Taler von S. nach B.", war meine Motivation ein spontanes Mädchen mitten in den wilden Fängen ihres Erasmusdingsda zu sein so ziemlich am Boden, als mir Edeltraut von Schalter 6 erklärte "Ja, naja, also wenn Sie 4387 Monate vorher buchen. Dann, ja dann könnten sie Glück haben, dass wir noch ein Sparfuchssupersonderbilligticket für Sie haben. So macht das ganze dann 85 Euronen pro Fahrt." - "Dann, ja dann, ehm Nö."

Die gute, alte Mitfahrgelegenheit zur Hand genommen und einen superspontan ausgeliehenen 34l Rucksack später, sollte der Prinz von Ungarn… oh, Verzeihung, der Sultan von Ungarn, mich nach Budapest chauffieren. 34l Rucksack - das ist das Stichwort - was ich mir unbedingt noch kaufen sollte für stürmische Losreisepanik: Stoppersocken. Bevor ich überhaupt aus der Wohnung kam, lag ich 2x auf dem Rücken, wie ein kleiner dicker Käfer und wusste nicht genau: Soll ich weinen, soll ich lachen oder soll ich vielleicht direkt alle Träume von Rucksackreisen durch die Savanne an den Nagel hängen? Wie auch immer, irgendwie klappt es ja dann doch meistens.

Zehnspurige Autobahn abends um 2300, alles leer. Nur die ungarische Volksmusik (die nebenbei klang als würde ich meine Hanni und Nanni Kassetten aus den 80ern rückwärts abspielen) und die Stadt. Budapest, wie ein Teppich aus Licht und Leuchten. Treffpunkt Fövám tér, direkt hinter der Freiheitsbrücke. Hinter der schönsten Brücke der Welt.

Hey Tobias, was hast du da im Gesicht? - Hey Debbie, es ist Movember! Ich habe dir einen Schnauzer mitgebracht! Wie die letzten Erasmushalbaffen ging es dann klassisch zur Moustacheparty, die ich im Nachhinein eher als multikulturelles Wirrwarr aus Deutschen und Franzosen, die niedrige Alkoholpreise und Mieten on its finest auszunutzen wissen, bezeichnen würde.

Was man in Budapest unbedingt gesehen haben sollte, wurde alles zu Fuß erledigt. Den Schrittzähler angehauen, haben wir beinahe den Tagesrekord aus Wien von 24.000 Schritten geknackt. Mit einer gefühlten Million Forint im Gepäck und meinem gefährlichen Halbwissen über den Unterschied zwischen Buda und Pest, sind wir am Freitag auf der Buda-Seite auf einen Berg gestiefelt, haben die Aussicht genossen und den Weg für 805 wunderbare Fotos geebnet. Von Buda nach Pest. Von der Donau zum Parlament. Von Demonstrationen und Wachposten an der ungarischen Flagge durch die Innenstadt und stets einen billigen Kaffee zum Mitnehmen in der Flosse, war die 7b den kompletten Freitag auf Wandertag. Bei eisigen 6 Grad, aber fröhlichstem Sonnenschein.

Reiseführer Tobias H. stets bemüht Geschichten über den Heldenplatz und andere alte, große, schöne Gebäude vorzutragen erweiterte meine Ungarnkompetenz dann auf die wichtigsten beiden Worte dieser sehr, sehr komplexen Sprache: Nem und Igen. Aber nicht einfach nur Nem und Igen. Sondern ein bisschen wie ein defekter Pacman "Nemnemnemnemnemnemnemnem" und "Igenigenigenigenigenigen" - Ja und Nein, mehr brauchste nicht.

Anders als das Frühstück in Wien, ist das Preisleistungsverhältnis das komplette Gegenteil. Sehr, sehr billig und sehr, sehr lecker, viel und schön. Kleine, alte mit Kreide bemalte Cafés und Bars soweit das Auge reicht. Krönung dieser Zeitreise in eine bessere Welt: Das Illegal, eine Bar mit Galerie, die 24/7 nach Popcorn riecht. Weil man dort Popcorn isst. Und dazu Tom and Jerry oder andere fabelhafte Trickserien schaut (Außer Freitags, da laufen kommunistische Aufmärsche aus den späten 60ern, aber die haben wir ignoriert!).

Hey Laden, ich würde dich gerne nehmen und in Bremen pflanzen. So wie du bist. In einem Wort zauberschön.

Auf der fetten Pro-Seite für Budapest, Tobias und seine Wohnung mit gasbetriebenem Backofen stehen: Budapest, Tobias und sein gasbetriebener Backofen! Ich habe das erste Mal seit drei Monaten eigenhändig etwas mit Käse überbacken! Wir haben jede Menge Streuselkäse und Feta benutzt! Und es würde wohl etwas schief laufen, wenn es zu gutem Essen nicht den Bimmelmann und seinen Nonsens im öffentlich rechtlichen Fernsehen geben würde. Ein kleiner Traum von Heimat und eine große Prise Vorfreude, wenn genau das wieder zur Tagesordnung gehört.

Am Samstag verdoppelte sich unsere hilflose Wandertruppe dann, um die verlorenen Söhne von Eger, die den weiten Weg für eine Zusammenkunft der digital Gleichgesinnten auf sich nahmen. Bier, Bier, Bier, Pizza, Bier, Pudelmütze, Bier, Nutellapizza und Bier fassen ganz gut zusammen, wie wir unseren Samstag verbrachten. Ja, richtig. Nutellapizza. Die wohl perverseste Erfindung seit man Nutella auf irgendwas schmiert. Seit es Nutella gibt. Seit Anbeginn der Zeit. Geschlemmt wurde hier unter besten Voraussetzungen, das versprech ich euch!

Taubenschreck am Fövám tér. Eine der ganz großen Geschichten unserer wilden Zeit in B. Statt uns wie üblich mit Gleichgesinnten zu prügeln, gab's diesmal Stress mit den Tauben. Nichtsahnend eine Laufpause machend futtern wir also diese ungarische Gebäckspezialität, die wie ein Schichtsalat zum Anfassen aussieht - leider hat mich niemand davor gewarnt, dass diese  Dinge nicht annähernd so architektonisch ausgefeilt sind, wie die U-bahn Haltestellen der Linie 4 (dazu komme ich gleich). Beim ersten Bissen also in hunderttausend Einzelteile zerfallen landen 75% meines nachmittäglichen Snacks also auf den Straßen von Ungarn und binnen Sekunden werden wir von 2893890328 Tauben angefallen. Ein Bisschen wie Hitchcocks Vögel, bis zu dem Punkt an dem ein hüpfender, hilfloser Tobias seine Wasserflasche wirft um die Endbosse von B. in die Flucht zu schlagen. Sieg.

Sehenswert ohne Ende auch die nigelnagelneue Strecke der U-Bahnlinie 4. Jede Menge Taler und gutes Design wurde hier investiert - lohnenswerte, umgerechnet 4 Taler, die man für ein 24h Ticket bezahlt, haben wir dann dazu genutzt an allen schönen Haltestellen rauszuspringen und 3849 Bilder zu machen.















// Den Rest lass ich von den schönsten Bildern aus 805 erzählen.























"Hey Tobi, was hältst du von einem Zweierpack Mädchenhandschuhe von H&M - ich Leopard und du blau?"
- "Die sind lila."


















 "Lass mich, ich mach Pause."

wie Tobias das ganze sieht? hier: http://budapest.tobiashinz.de/?p=409





"Oh, eine riesige Käsebrezel." 
(…)
"Oh, der Käse ist Salzteig."