Sonntag, 4. Mai 2014

Auf dem Weg nach Mitte

Auf meinem Nachtschrank stapeln sich die Lebenskriseselbsthilfebücher - von "Finde Dich selbst" über "Mein Platz im Universum" bishin zu "Glück ist dein natürlicher Zustand" - und alle sagen das gleiche. Alle sagen dir, dass dein Inneres dein Äußeres ist. Und umgekehrt. An deinen Mitmenschen und deiner Umgebung kannst du dein Inneres ablesen. Und nüchtern betrachtet sollte sich jeder von uns einmal vor Augen halten, wie toll die Menschen sind und wie wunderschön jede noch so ranzige Wohnung und jeder noch so runtergerockte Stadtteil sein kann, wenn man das Leben darin entdeckt. Dass allerdings jeder Weg in die eigene Mitte immer über das eigene Neukölln führt, wird locker umspielt und einfacher beschrieben als es tatsächlich ist. 

90 Prozent der Kapitel lese ich mit hochgezogener Augenbraue - frage mich, ob das wirklich etwas bringt, wenn ich nicht in manische Sprechgesänge verfalle und zu Räucherkerzen einen Ayurvedatee schlürfe - mich 10 Minuten in eine Ecke setzen und mich selbst wahrnehmen? Meine Gedanken bitte nicht festhalten, sondern ziehen lassen? - Klingt absurd. Aber nicht viel absurder als alles zu hinterfragen und in die Welt mehr zu interpretieren, als da wirklich ist. 












"Viel wichtiger als an ein großes Ganzes zu glauben, ist der Glaube an dich selbst." - Schlau gesagt, liebes Buch - nicht ganz so leicht durchgesetzt, sage ich, bis ich es probiere! Den Morgen mit deinem Lieblingslied zu beginnen - durch die Wohnung zu tanzen, als wäre das alles nur ein großes Spiel - davon auszugehen, dass jede Klitzekleinigkeit Schicksal ist - grinsend in der Bahn zu sitzen - und dir immer wieder zu sagen, dass bislang noch jede schlimme Situation im Nachhinein eine tolle Erfahrung war und zu den Umständen im Jetzt beigetragen hat - das ist neumoderne Meditation. Und es hilft.