Samstag, 18. Oktober 2014

Beutelreisende in Wien

One girl, one Tobi - vielleicht auch einfach die Bremer Reunion mitten in einer Stadt, die nichts von nordisch unterkühlter Freundlichkeit versteht. Ich muss dazu sagen, dass meine Sicht der Dinge derzeit ein wenig verklärt ist - ich ernähre mich seit einer Woche von Aspirin Complex, Hustinetten, Ibu 600 und allem, was der daheim ausgeraubte Apothekerschrank noch so hergibt. Also vielleicht ist Wien gar nicht so, wie ich das hier berichte, seht es also nicht als Reiseführer, wenn ihr nicht grad unter Hustenschnupfenirgendwas leidet. 

Nach 3489 Absagen diverser Mitfahrgelegenheiten, die vielleicht doch nicht ganz nach Wien, sondern nur drumherum fahren oder ein Inserat ins Netz stellen und dann doch die ganze Familie mitnehmen, hab ich dann endlich eine Mitfahrgelegenheit gefunden. Der nette Herr hat dann auch direkt schonmal die volle Breitseite meines chaotischen Daseins als Beutelreisende - Rucksackreisen sind total 2013 - 2014 braucht es nicht mehr als einen Jutebeutel voll Unnützen Dingen (und Medikamenten) - zu spüren bekommen.

Ich fahr doch nicht mit. - Ja ok, ich fahr doch mit - Wo treffen wir uns? - Was fährst du für ein Auto? - Soll ich dir was zu essen mitbringen? - Kann ich mir noch Kaffee kaufen? - Darf man in deinem Auto Kekse essen? stellen einen gesunden Querschnitt aller Fragen meinerseits dar, die ich wohlwollend in 38249 kleine Textnachrichten, die sofort beantwortet werden wollten verpackt an einen Menschen abschickte, der gerade Auto fährt. Schlau von mir. Bevor es dann allerdings Richtung Wien los ging, musste ich noch fix meinen Unitag überleben und das obwohl ich die ganze Zeit Robin Williams im Kopf hatte, der mir Gooooood Morniiiiiiiing, Viiiiiiiiieeeeee - nna! durch die Synapsen brüllte.

Was macht man, wenn man in Wien ist? Vermutlich erstmal 'nen Kaffee trinken. Mit dem Kaffee in Wien ist das so eine Sache - da gibt es auf der einen Seite den 'großen Braunen' und den 'großen Schwarzen', die eindrucksvoll vermitteln, dass es in Wien nicht unbedingt um die Größe geht, wenn etwas mit groß betitelt wird. Vielmehr geht es um das ganz große Kino, dass sich zwischen touristischen Beutelmädchen und Kaffeeverkäufern abspielt, wenn man sich mal eben süß erkundigt, was ein großer Brauner meint. 'Ein großer Brauner ist ein großer Schwarzer. Verlängert mit Milch.' - groß auch meine Augen, als ich meinen 2cl Kaffee mit Milch erhalte und mißmütig feststellen muss, dass die Milch in Wien kürzer ist als mein Weg zum Klo. Danke dafür. Erster Eindruck passte.

Der Freitag in Wien fühlte sich an, als hätte Gröpelingen - der schranzige Stadtteil, in dem ich in Brem lebte - sich mit Tobias Auffassung von Hannover - hässlich und dreckig und schmuddelig und alles böse, was ihm einfällt. - gepaart. Ein bisschen dümmlich und in unserem Entdeckerwahn gebremst fühlten wir uns, als wir so über den Freitag plauderten und der Satz fiel "Was ihr vermeiden solltet ist halt der Gürtel am Freitagabend!" - ihr dürft raten, wo wir unseren Freitagabend verbrachten.

Aus dem Katalog der 99 witzigen Arten, wie ein Tobias weckt, gefällt mir vor dem Wecker auf dem Bett rumlaufen immer noch besser als Guten Morgen, Debbie. Heute Nacht hätte ich dich fast umgebracht. - wie auch immer, nach der täglichen Dosis Aspirin und Kaffee, steigt die Laune. Immer. Egal wie krank man ist. Egal wie man geweckt wird.

Die Erwartungen dem Freitagabend sei dank im Keller - wieder einmal war das Highlight ein Kebab - sollte sich das Blatt am Samstag wenden. Der Wiener Humor ließ uns mit einem wütend dreinblickenden Spiegelei und Graubrot in den Morgen starten. Die vermeintliche Restaurantkette Himmelblau ist wahrlich ein Statement und wenn schon nicht das Frühstück, dann mindestens folgende Absurditäten wert.



















































Wir sahen so viele schöne, alte Gebäude, dass ich dir nicht mehr sagen kann, welches davon die Staatsoper und welches das Rathaus ist. Ein Marathon der Sehenswürdigkeiten, wie man ihn eigentlich nur aus London kennt. Belvedere. Rathaus. Parlamantdingsda. Denkmäler. Stephansdom. Donauinsel. Innenstadt. Außenstadt. Die volle Breitseite Wien. Und alles mit einem Fingerzeigfoto festgehalten.

Als ich mich irgendwann mit einer Fritz Kola über den Dächern von Wien wieder finde und mich drei Nordlichtern mit Geschichten unterhalten lasse, ist die Welt perfekt. Ich bin verliebt. In Wien. In die Situation. Keine Ahnung.

Der Sonntagmorgen erinnert uns nochmal auf charmante Art und Weise, dass die Bäckereifachverkäuferinnen in Wien - stellvertretend für den Durchschnittswiener - nicht ansatzweise so nahbar sind, wie die Straßenbahnen hier, - Verzeihung, TRAMs, Nein, BIMs (Die Erklärung für BIM ist übrigens das Bimmelimm der Bahnen!) - die dir auch gerne mal die Nase oder wahlweise die Zehenspitzen abfahren, wenn du nicht aufpasst. Ausgiebiges Frühstück bei den Reiseführern der Herzen und Schönbrunn in der Sonne retten den Sonntag und machen das Wochenende perfekt.

// Tobias Sicht der Dinge findet ihr unter http://budapest.tobiashinz.de

// Es folgt eine Ansammlung unsortierter Bilder aus Wien. Großartige Bilder mit noch viel großartigeren Geschichten dahinter.














Mittwoch, 8. Oktober 2014

Hütet euch vor dem Schnitzelklopfer!

so geschehen. Daheim - oh verzeiht, zu Hause oder auch einfach nur in Brem - warnte man mich vor Messerstechereien, Pistolen, Pferdeköpfen und jeglichem anderen kriminellen Blödsinn, den sich meine blühende Fantasie ausmalen konnte. Aber hierzulande neigt sich die Kriminalität gen Küche, greift sich den Schnitzelklopfer und attackiert junge Frauen im Wiener Prater. Ist das euer Ernst ? Nein, vermutlich eher Franz-Josef oder - so wie der kleine österreichische Roboter, der den Kindern hierzulande die Chemie ans Herz legt - euer Ludwig.

Wenn ich diese Woche betiteln müsste - ich würde sie die kriminelle Woche nennen - oder vielleicht auch einfach nur absurd. Neben Kidnapping à la Hey kleines Mädchen, ich hab Bier, willst du einsteigen? oder 'Kommst du eben fix mit? Jemand müsste mir den Kopf rasieren', wurde diese Woche auch das Deutsch lernen ganz oben in der Freizeitaktivitätenliste angesiedelt. Ich hab ein paar Einträge zuvor geschrieben, dass so viel wie ich hier erlebe kein Mensch schlafen kann, um das alles zu verarbeiten Aber eigentlich ist die Wahrheit, dass kein Mensch so viel Schreiben kann, wie hier grad passiert. Da stehst du auf einer Brücke und der Finne zu deiner linken zeigt auf den Berg und fragt "Du Debbie? Ist das eigentlich Schnee von gestern?" - Ja, vermutlich, jedes gestern eine Lawine aus Bier, Kommunikation, Nichtkommunikation, Bier und stets zu wenig Studium. Favorisierter Übersetzungsfehler ist übrigens das Wort lecker, welches hier anstelle von geil von allen Nichtdeutschmuttersprachlern verwendet wird. Nicht dass ich ein besonderer Liebhaber des Wortes geil wäre, aber lecker? Kommt schon. Als Wortliebhaberin kämpfe ich an vorderster Front zauberhaft oder tadellos an den Menschen zu bringen. Aber wer die Playmobilhand als international anerkanntes Handzeichen für "folgt mir" nicht anerkennt, der weiß zauberhaft auch nicht zu schätzen.

Vielleicht hab ich das zu oft erwähnt, aber die deutschen Vorlesungen hier sind härter als die englischen. Ich verstehe nichts und kichere ab und an, weil die Vorlesungen nichts im Vergleich zur österreichischen Art sind eine Frau zu bezirzen: "Ai woas oan fesch's Madl, da lässt sich ja scho fui mit o'fanga!" - das Bier, was ich zuvor mit dem Zwanziger aus meinen Springerstiefeln bezahlt hab (mich raubt so schnell niemand mehr aus!), hab ich einmal quer über seine Lederhosn versprüht. Seit geraumer Zeit stellt sich mir vor dem einschlafen jedenfalls nur noch die Frage, ob die hier alle deppert san.

Irgendwie so.

Sonntag, 5. Oktober 2014

Den besten Kebap gibt's in Liechtenstein

haben sie gesagt. Ich als Vegetarier war natürlich hin und weg. Abgeholt und mitgenommen - oder so ähnlich. Liechtenstein ist das 2. kleinste Land - da müssen wir hin! Gesagt, getan. Nein, Moment: Bier getrunken, mehr Bier getrunken, gesagt, kurz geschlafen, getan.

Meine beste Freundin warnte mich noch "Debbie, Finnen spinnen! Vergiss das nicht!" hat sie gesagt, aber dass aus einer Schnapsidee eine Reise in ein reiches, menschenleeres Land mit Kebab für 10 Taler wird - ja, wer hätte das gedacht. Das Alphabetische Aufsagen von schwedischen, türkischen, finnischen, deutschen und superguten Bands (Supergut reicht von Xzibit bis Yakuza - um einen groben Rahmen von verzweifelten Suchen nach Bands die mit q, x und y anfangen zu geben) wurde von Filmen abgelöst, die dann durch tunnelbedingten Radioausfall vom Django unchained Soundtrack abgelöst wurden. Man kann das ganze ungefähr so zusammen fassen: Liechtenstein war schön, aber auf der Fahrt dahin haben wir definitiv mehr erlebt! Inzwischen haben wir auch jeden möglichen Witz über ein reiches Land mit wenig Menschen und wenig Sehenswürdigkeiten gerissen. Liechtenstein ist so leer, weil die alle so reich sind, dass die drei Mal im Jahr Urlaub machen. Kurze Runde: Städte in Liechtenstein dem Alphabet nach aufsagen. Oh, Kirmes in Vaduz, ist wohl das ganze Land vertreten, mh? And so on…